Mörtenböck,Peter_Foto

Das spontan koordinierte Versammeln von Menschenmassen ist dank sozialer Medien in den vergangenen Jahren zu einer effektiven und immer wieder abrufbaren Form von Protest geworden. Von besonderer Bedeutung sind dabei die zunehmend globalen Verbindungen, die durch solche Proteste erzielt werden und eine neue Form von Öffentlichkeit herzustellen scheinen – eine flüchtige, transnationale Öffentlichkeit, die als Fluchtpunkt inter-kultureller Ansteckungen durch Protestbewegungen wie Occupy, Movimiento 15-M oder dem Arabischen Frühling zu sehen ist. Mit der performativen Orientierung dieser Bewegungen stellt sich die Frage, wie ihre Anliegen realitätsgetreu repräsentiert, dokumentiert und in letzter Konsequenz auch archiviert werden können. Zwar gibt es im Bereich der Kunst eine Fülle an Erfahrungen mit diesen Unternehmungen, doch zugleich dominiert hier ein Erfassen und Bewahren von Protesten in lokalen Museen und Sammlungen. Wie können zeitgemäße Archive des Protests dagegen eine globale Dimension annehmen ohne jene Stärke zu verlieren, die in konkreten Anliegen steckt? Antworten auf diese Frage scheinen dringend nötig, um das Potenzial einer globalen Öffentlichkeit im Bewusstsein unterschiedlicher Bevölkerungen nachhaltig zu verankern.

Kurzbio

Peter Mörtenböck lehrt als Professor für Visuelle Kultur an der Technischen Universität Wien und am Goldsmiths College der University of London. In seinen aktuellen Projekten forscht er zum Verhältnis von Gegenwartskultur und globaler Ökonomie sowie zu Formen der Beteiligung in geopolitischen und urbanen Prozessen (World of Matter, Informal Market Worlds, Networked Cultures, Capital Architecture). Initiator und Kurator einer Reihe internationaler Ausstellungen und Veranstaltungen, u.a. in der Whitechapel Gallery London, Storefront for Art and Architecture New York, Nederlands Architectuurinstituut Rotterdam, Proekt Fabrika Moskau, Santral Istanbul, Leonard & Bina Ellen Gallery Montreal und der James Gallery New York. Gemeinsam mit Helge Mooshammer hat er zahlreiche Bücher zu Architektur, Raumpolitik und zeitgenössischer Kunst verfasst, zuletzt u.a. Informal Market Worlds: The Architecture of Economic Pressure (nai010 Publishers, 2015), Visual Cultures as Opportunity (Sternberg Press, 2015), Occupy: Räume des Protests (transcript, 2012) und Networked Cultures: Parallel Architectures and the Politics of Space (NAi Publishers, 2008).