Traditionelle chrono-politische und lineare Interpretation von Protestbewegungen operiert mit zwei voneinander getrennten Komponenten: der unvorhersehbaren massenhaften Aktion des Moments und der nachhaltigen Organisierung und Institutionalisierung. Isabell Lorey schlägt eine andere politische Zeitlichkeit vor, indem sie Aktualität und Dauer auf neue Weise ins Verhältnis setzt und für eine nicht identische Wiederkehr von Praxen und Denkweisen plädiert. Sie versteht dabei die Demokratiebewegungen, die vor allem in Spanien und Griechenland zu beobachten sind, als erste Schritte der Konstituierung einer neuen Form von Demokratie, die sie als präsentisch bezeichnet.

Isabell Lorey, European Institute for Progressive Cultural Policies (eipcp), lebt in Berlin und ist eine der HerausgeberInnen von transversal texts. Sie lehrt als Professorin an verschiedenen europäischen Universitäten in den Sozial- und Kulturwissenschaften Politische Theorie, feministische und postkoloniale Theorie. Internationale Publikationen zu Prekarisierung von Arbeit und Leben im Neoliberalismus; sozialen Bewegungen, insbes. Euromayday-Bewegung und die Demokratiebewegungen seit 2011; kritischer Demokratietheorie, biopolitischer Gouvernementalität und politischer Immunisierung. Aktuelle Publikation: State of Insecurity. Government of the Precarious, London/New York: Verso Books 2015. Mehr unter transversal.at/bio/lorey